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Geschichte


Geschichtliches

Der kleine zum Flecken Duingen gehörende Ort Coppengrave liegt an der Landesstraße 462, über die man die westlich bzw. östlich verlaufenden Bundesstraßen 3 und 240 erreicht.

Der Name des Dorfes entwickelte sich im Verlaufe der Jahrhunderte über Kobbengraff (1400), Kobbengraf (1414), Cobbengraff (1426), Coppengraven (1462), Kobbengraff (1471), Cobbengraven (1478) und Kobbengraue (1499) zum heutigen Coppengrave. Diese aus zwei Silben gebildeten Nennung geht zum einen auf eine alte germanische Bezeichnung „kuban-, koban-“, für „Berg, Bergspitze“, mittelhochdeutsch „kuppe“ für „Spitze, Gipfel“ und frühneuhochdeutsch „koppe“ für „Bergkuppe, Baumgipfel“ zurück, während „grave“ Graben bedeutete. Betrachtet man die geographische Lage des Ortes im Tal des kleinen Flusses Hille zwischen den Höhenzügen des Hils im Westen und des Duinger Berges im Osten, ist diese Deutung gut nachvollziehbar.

Erste Keramikfunde aus der Zeit des 9./10.Jh. machte man im Gebiet der zwischen 1250 und 1350 wüst gefallenen Siedlung Velterdissen etwa 1000 m nördlich der heutigen Coppengraver Kirche. Eine erste Siedlungsgründung Coppengraves wird für etwa 1350 angenommen, doch auch diese wurde vermutlich in der Zeit des 30-jährigen Krieges ausgelöscht.

Erste urkundliche Erwähnung findet Coppengrave im Jahre 1400 in einer Handschrift des Domstifts Sankt Blasü zu Braunschweig. Zu dieser Zeit gehörte es zum Besitz der Homburger Grafen und damit zum Amt Hohenbüchen. Nach dem Tod des letzten Homburger Grafen Heinrich Friedrich Johann VIII. im Jahre 1409 fiel der überwiegende Teil der Besitztümer an die Welfenherzöge und zu einem kleineren Teil an den Bischof von Hildesheim. Das Amt Hohenbüchen überschrieb Heinrich auf seine Witwe Schonette von Nassau, die sich aber schon 1426 gezwungen sah, diesen Besitz an Bischof Magnus von Hildesheim zu verpfänden. 1462 belehnte sein Nachfolger die Herren von Wrisberg, die auch Herren auf Gut Brunkensen und damit Grundherren von Coppengrave waren, mit dem Amt.

Im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte wechselte die Zugehörigkeit Coppengraves im Zusammenhang verschiedener Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Wrisberg und den welfischen Herzögen der beiden Zweiglinien Wolfenbüttel und Celle, die ihrerseits ebenfalls im Streit miteinander lagen. Erst im Jahre 1713 kam Coppengrave per Gerichtsbeschluss an die Grafen von Wrisberg zurück. Der Ort blieb im Besitz der welfischen Herzöge und gehörte ab 1908 zum Herzogtum Braunschweig

Coppengrave war im Mittelalter nicht nur ein von der Landwirtschaft geprägter Ort, sondern darüber hinaus auch eine Töpferhochburg und gehörte mit den Nachbarorten Duingen und Hohenbüchen zu einem Töpferzentrum in der Region zwischen Leine und Weser, die bis heute unter dem Begriff „Pottland“ bekannt ist. Viele Menschen verdienten hier ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Steinzeug und Irdenware, für die der Ton in der Umgebung abgebaut wurde. Die Töpferwaren wurden weit über die Grenzen des Ortes und des Pottlandes von reisenden Topfhändlern bis nach Danzig, Königsberg und Groningen (Holland) verkauft.

Im Wappen Coppengraves spiegeln sich daher mit grünem Baum und Tonvase nicht nur die Lage des Ortes zwischen dichten Wäldern, sondern auch die besondere historische Bedeutung des Töpferhandwerks wider.

Im Jahre 2000 wurde in Coppengrave nach Forschungsergebnissen von Archäologen der Universität Göttingen,  nach mittelalterlichen Vorbildern und Coppengraver Funden ein historischer Töpferofen rekonstruiert. Dieser kann nach Voranmeldung besichtigt werden. Hier ist mehr über Coppengraves Töpferofen zu erfahren. Darüber hinaus erfährt man im Töpfermuseum im nur 3 km weit entfernt liegenden Duingen alles zum Thema „Töpferregion Pottland“,  kann sich über das Jahrhunderte alte Handwerk der Töpfer informieren und eine umfangreiche Sammlung von Töpferwaren besichtigen.

Obwohl die letzte Töpferei in Coppengrave 1885 ihre Arbeit einstellte, blieb der Ton für den Ort weiterhin von Bedeutung. Generationen von Arbeitern aus Coppengrave und Umgebung waren von 1923 bis 1986 im Klinkerwerk „Tonindustrie Niedersachsen“  am Ortsrand von Coppengrave beschäftigt.

Neben dem Töpferhandwerk waren, wie in allen Dörfern der Gegend auch zahlreiche kleinere und größere bäuerliche Betriebe mit Ackerbau und Viehzucht in Coppengrave von  Bedeutung und darüber hinaus andere für die Dorfbewohner wichtige Handwerksbetriebe ansässig. Diese existieren heute alle nicht mehr, Post- und Bankfiliale sind geschlossen und in naher Zukunft wird voraussichtlich der letzte landwirtschaftliche Betrieb im Ort die Arbeit einstellen und seine Ländereien verpachten.

Trotz dieser Entwicklungen fühlen sich die etwa 700 in Coppengrave wohnenden Menschen mit ihrem Ort verbunden. Kleinkindbetreuung und Schulausbildung der Coppengraver Kinder sind durch ein gutes Angebot in den Orten der Nachbarschaft gewährleistet. Ein gut funktionierendes Vereinswesen und die Übungs- und Begegnungsstätte auf dem Gelände der ehemaligen Schule wirken sich positiv auf die Dorfgemeinschaft aus. Wer hier lebt, schätzt nicht nur die Angebote der Ortsvereine, sondern auch die landschaftlich schöne Umgebung, die ruhige Lage ihres Ortes zwischen bewaldeten Höhenzügen und die sich dadurch ergebenden vielfältigen Möglichkeiten der Bewegung in der Natur und der Freizeitgestaltung.

Daher finden sich Töpfertradition und die Lage des Dorfes zwischen bewaldeten Höhenzügen auch im Dorfwappen wieder, das vom Coppengraver Lehrer Georg Prügel (im Amt von 1936 – 1961) entworfen wurde. Die Wahl der Farben und Symbole erfolgte aus der Geschichte des Dorfes. So heißt es in der Wappenbegründung: „Die Lage im Wald und die Lebensgrundlage „Holz“ sind dargestellt durch die grüne Fichte auf grünem Hügel. Die Lebensgrundlage Ton ist dargestellt durch die rote Schildfarbe. Die goldene Langvase zeigt die Verarbeitung des Tones.“  Tatsächlich sind zwei zur Irdenware zählenden Fayencevasen, die ursprünglich zum Altar-Schmuck der Coppengraver Kirche gehörten, besonders schöne Zeugen der Töpfertradition des Ortes. Diese wurden vor vielen Jahren an die Stadt Alfeld verkauft und sind heute in der Dauerausstellung im dortigen Stadtmuseum zu bewundern.

Mit dem industriellen Abbau von Bodenschätzen wie Ton, Braunkohle und Kalk strebte man im 20.Jh. in der Region den Bau einer Eisenbahnstrecke an. So verfügte Coppengrave ab einen eigenen Bahnanschluss an der Bahnstrecke Voldagsen-Duingen-Delligsen der 1967 jedoch wegen Unrentabilität stillgelegt wurde. Heute erreichen die in Coppengrave lebenden Bewohner einen Bahnanschluss über den Bahnhof im nahe gelegenen Alfeld.

Da sowohl ehemals existierende Handwerksbetriebe als auch Geschäfte ihre Betriebe in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach eingestellt haben, müssen die Bewohner des Dorfes für die Besorgungen des täglichen Lebens mit PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln in die größeren Nachbarorte Alfeld oder Duingen fahren. Gleiches gilt auch für das Betreuungsangebot von Kindern und die Bildungseinrichtungen wie Grundschule und weiterführende Schulen.

Seit 1974 gehört Coppengrave zur Samtgemeinde Duingen, die zum Landkreis des nahe gelegenen Alfeld (Leine) zählte. 1981 wurde die Samtgemeinde Duingen in den Landkreis Hildesheim eingegliedert. Zum 1. November 2016 fusionierten die Mitgliedsgemeinden, darunter Coppengrave, zum neuen Flecken Duingen, der im selben Jahr mit der Stadt Gronau (Leine) und dem Flecken Eime zur Samtgemeinde Leinebergland fusionierte.


Historische Baulichkeiten

St.-Franziskus-Kirche

Zu finden: Auf dem Anger

Eine eigene Kirche hatte Coppengrave bis zum Jahr 1700 nicht. 1550 ist lediglich von einer „alten Kirche“ die Rede. Bis 1646 besuchten die hier lebenden Menschen die Kirche in Duingen, ab 1646 das Gotteshaus in Hohenbüchen und später das in Brunkensen.

Ihre erste eigene Kapelle weihten die Coppengraver am 17. Dezember 1701 ein. Sie ist nicht mehr erhalten.

Es handelte sich hierbei um ein kleines rechteckiges Fachwerkgebäude mit einem Eingang im Südwesten, jeweils zwei Fenstern auf den Längsseiten und einer kleineren Fensteröffnung über der Kanzel. Auf dem Dachreiter gab es eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1816. Auf einem alten Foto ist zu erkennen, dass ein Holzschuppen an der Ostseite angesetzt war. Die Kirchenglocken aus den Jahren 1678 und 1878 hatten allerdings keinen Platz auf dem Dach, sondern hingen in einem eigens dafür aufgestellten Gerüst neben der Kapelle.

Diese Kapelle wurde nach 200 Jahren abgerissen und durch die heutige Kirche ersetzt. Die Grundsteinlegung erfolgte im Juni 1909, die Einweihung am 18. September ein Jahr später. Für den Bau nach den Plänen des Geh. Oberbaurats Pfeiffer verwendete man Thüster Sandstein, der von Hand behauen wurde. Mit der Fertigstellung der Kirche wurden Handwerker aus der Umgebung, mit den Tischlerarbeiten der Türen und des Gestühls ortseigene Tischler beauftragt. Die farbkräftige Vermalungen des Innenraumes wurden vom Hofmaler Adolf Quensen aus Braunschweig und Malermeister Rosenbusch aus dem benachbarten Brunkensen ausgeführt. Die Orgel stammte aus dem Hause Faber und Greve in Salzhemmendorf.

Man betritt die Kirche mit einem recht schlicht gehaltenen Kirchenschiff über das Eingangsportal im Westen. Zu einer der jüngsten Renovierungsarbeiten gehört die Auffrischung der in Gold nachgezeichneten Buchstaben im Schriftzug über dem Portal, für die je ein Gemeindemitglied die Finanzierung eines Buchstabens übernehmen konnte. Seitdem wird der Kirchenbesucher wieder gut lesbar mit dem Spruch „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig seid. Ich will euch erquicken“. (Anm. d. Red.: Matth. 11; 28)

Die ursprünglich durchgehend farbig gestalteten Wände wurden im Rahmen von notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten nach 60 Jahren mit einem hellen Anstrich überstrichen, zu dem die Fenster in farbigem Kontrast stehen. Lediglich die Bemalung des Altarraumes blieb erhalten und wurde – diese auch noch ein weites Mal im Jahre 2010 - gereinigt und konserviert, Fensternischen, Deckenbalken und Zierleisten farblich aufgefrischt.

Ein bis heute noch nicht gelöstes Rätsel geben die 42 im Wandfries gemalten Hirsche auf. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich Quensen mit dieser Zahl auf den Psalm 42 bezieht, in dem es heißt. „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Gott zu Dir“. Auch die Deutungen der übrigen verwendeten Symbole sind nicht geklärt.

Bekannt hingegen ist, wer für das Gesicht des Engels an der Kanzel Modell stand. Es handelt sich hierbei um das Portrait der zur Zeit der Kircheneinweihung 8-jährigen Schülerin Berta Pahland/ später verh. Jörns, die in Coppengrave aufwuchs.

Zwei in einer hiesigen Töpferei gefertigte und ursprünglich zum Altarschmuck gehörende Fayence-Vasen sind heute im Stadtmuseum in Alfeld ausgestellt. Andere Altarkelche und Gefäße aus Ton befinden sich aber in einer Glasvitrine im hinteren Kirchenschiff. Sie tragen den für die Coppengraver Töpfer typische Verzierungen.

An den Wänden des nördlichen und südlichen Kirchenschiffs hängen einige Ikonen, die die vier Evangelisten mit ihren Symbolen und die Hl. Clara und den Hl. Franziskus , beide zu ihren Lebzeiten Ordensgründer in Assisi in Italien, darstellen. Die Bilder wurden von der in Coppengrave geborenen und lebenden Monika Glaß geschaffen.

Für den Namen ihrer Kirche entschieden sich die Coppengraver Gläubigen erst zur 75-Jahr-Feier. Seitdem trägt sie den Namen St.-Franziskus-Kirche und erinnert an den o.g. Hl. Franz von Assisi, der sich Zeit seines Lebens besonders für die Schöpfung und den Frieden unter den Menschen einsetzte.

Alte Fachwerkhäuser

Zu finden: Im Knick 4

Der Kunsthistoriker Paul J. Meier (1857-1946) erwähnt eine Reihe von Bauernhäusern und Scheunen unterschiedlichen Bautyps in Coppengrave, bei denen häufig ein Pferdeschmuck über dem Tür – oder Torsturz auffällt und bemerkt außerdem: „An zwölf Häusern wurden 1884 Hausinschriften gesammelt, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1753 – 1856.“ (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig ; 4, Wolfenbüttel 1907)

Zu Coppengraves ältesten Häusern gehört auch das bis heute erhaltene und vor Jahren von seinen Bewohnern restauriertes Fachwerkhaus, das Schmuckstück des Ortes Im Knick 4. Ihrer Entstehungszeit folgend waren auch in Coppengrave die Häuser und Gehöfte durchnummeriert. Bis zur Einführung von Straßennamen in Coppengrave trug dieses Haus über lange Zeit die Nr. 1 und wurde laut Hausinschrift über dem Eingang von HENNI CORT MONCKEMEIER und CATTRINE MARLENE ANDRS  erbaut. Die Inschrift (MIT BETEN GEH ICH AN MEIN WERK. GIB DU DEM LEIBE KRAFT UND STARK. ICH STRECKE MEINE HAND MIT FREUD AUS. KOMM DU MIT SEGEN IN MEIN HAUS .) nennt das Entstehungsjahr 1765 und Meier erwähnt eine „... Blume an der Sturzmitte und Karniesprofil (als Karnies oder auch Glockenleiste wird ein Schmuckelement in der Architektur bezeichnet. Es besitzt eine konkav-konvexe Profilform, Anm. d. Red.) unter dem Oberstock.

Das jüngste Fachwerkhaus Coppengraves entstand übrigens erst vor wenigen Jahren und steht in guter Nachbarschaft mit älteren Fachwerkhäusern ganz in der Nähe der Kirche.

Drei Schulgebäude und ein Hilfsgebäude

Zu finden: Auf dem Anger 3 u. 2, (Hilsblick 1) und Zur alten Schule 15

Ein Schulmeister mit Namen Julius Düker wird 1684 erwähnt. Er unterrichtete 15 bis 18 Kinder bis zu seinem Tod im Jahre 1702.

Im Verlaufe der Zeit entstanden drei Schulgebäude in Coppengrave, die je nach Bedürfnissen und Schülerzahlen größer wurden. Erstes Schulhaus (auf dem Anger 3, gegenüber der Kirche) und zweites Schulgebäude (Auf dem Anger 2, rechts neben der Kirche) werden heute privat als Wohnhäuser genutzt.

Bis 1876 war die Schülerzahl in Coppengrave auf 58 Kinder angestiegen, 1901 besuchten durchschnittlich 95 Mädchen und Jungen die Schule und 50 Jahre später war ihre Zahl auf 139 angewachsen, sodass 1954 der Neubau einer Schule mit Turnhalle, dem schließlich dritten Schulgebäude am südlichen Ortsrand, notwendig war.

In diesem Gebäude wurde bis Anfang der 1960er Jahre unterrichtet. Seitdem besuchen die Grundschulkinder aus dem Ort die Pottlandschule in Duingen.

Letzter und langjähriger Hauptlehrer in Coppengrave war Georg Prügel, dem der Ort viele historische Aufzeichnungen und Fotographien verdankt.

In Coppengraves Schulgebäude war nach der Schulschließung zeitweise der Kindergarten untergebracht. Heute befindet sich hier ein Pflegedienst mit Tagespflegeeinrichtung.

Die Turnhalle mit angrenzenden Gebäuden, die Übungs- und Begegnungsstätte Coppengrave (Zur Alten Schule 15), wird jedoch weiterhin von der Dorfgemeinschaft und den Sportvereinen des Ortes genutzt.

Mehrfamilienhäuser des Ziegeleiwerkes

Zu finden: Ziegeleiweg 4/5/7

Erreicht man Coppengrave von Süd-Westen kommend über den Koppelweg, passiert man kurz vor dem Ortseingang die Reste der ehemalige Ziegelei Coppengraves, der Tonindustrie Niedersachsen, dem größten Arbeitgeber des Ortes und in der Umgebung über einen Zeitraum von 50 Jahren . Zur Tonindustrie Niedersachsen gehörten nicht nur verschiedene Werks- und Fabrikgebäude, ein Zickzackofen mit Schornstein und ein Pförtnerhaus, sondern auch eine eigene Wohnsiedlung mit Mehrfamilienhäusern für Werksarbeiter und deren Familien. Während der wirtschaftlichen Hochzeit der Ziegelei nach dem 2. Weltkrieg ließ der damalige Ziegeleidirektor die sozialen Einrichtungen des Betriebes ausbauen, unterstützte den Eigenheimbau, die  heute noch bestehenden Wohnhäuser Koppelweg 37-47 und förderte eine zusätzliche Altersversorgung der Beschäftigten.

Während die Produktionsgebäude zu großen Teilen heute nicht mehr existieren, blieben das Pförtnerhaus am Eingang zum Ziegeleiwerk und die Häuser der Wohnsiedlung Ziegeleistraße erhalten. Letztere werden noch heute bewohnt.

Auf dem ehemaligen Ziegelei-Gelände sind derzeit kleinere Firmen ansässig.

Ehemaliger Bahnhof

Zu finden: An einem Abzweig „Alte Bergstraße“

Niemand würde heute mehr auf die Idee kommen, dass Coppengrave einst einen Bahnhof hatte, denn von der Eisenbahnlinie und Schienen ist nichts mehr zu sehen und das ehemalige Bahnhofsgebäude ist heute ein privat genutztes Wohnhaus.

Durch den Eisenbahnbau im 19.Jh. gewann deren Nutzung auch im Leinetal zunehmend an Bedeutung. Von der 1853 eröffneten Leinetalstrecke Hannover – Alfeld und der 1872 entstandenen Ost-West-Achse Hannover – Hameln – Altenbeken blieben die Dörfer im Saaletal und somit auch Duingen und die Dörfer in der Umgebung abgeschnitten. Mit dem industriellen Abbau von Bodenschätzen wie Ton, Braunkohle und Kalk strebte man aber auch in dieser Region den Bau einer Eisenbahnstrecke an. Da diese aus Sicht der Königlichen Eisenbahndirektion jedoch nicht von überregionalem Interesse war, wurde 1895 einer privaten Berliner Bahnbaufirma die Konzession für den Bau einer Strecke zwischen Volldagsen über Salzhemmendorf bis nach Duingen (Kleinbahn VDD) erteilt, die hier 1897 für den Personen-und Güterverkehr fertiggestellt war.

Ab 1899 beteiligte sich auch die Deutsche Eisenbahngesellschaft am Weiterbau der Strecke, die bis Delligsen verlängert wurde. Über diesen Schienenweg wurden Rohstoffe und Industrie- und während des 2. Weltkrieges auch Rüstungsgüter transportiert. Bis 1966 organisierte die Tonindustrie Niedersachsen den Transport ihrer Ziegel über die Kleinbahn Delligsen – Duingen – Voldagsen. Ein Nebengleis führte direkt an das Werksgelände heran. Weitere ursprünglich geplante Streckenabschnitte und Anschlüsse der Kleinbahn nach Grünenplan und Wispenstein wurden nie realisiert. Mit Beendigung des Braunkohleabbaus und die zunehmende Bedeutung des Transportes durch Kraftfahrzeuge wurden Betrieb und Instandhaltung der Kleinbahnstrecke unrentabel. 1967 wurde der allgemeine Verkehr eingestellt und von da an erfolgte der Transport der Coppengraver Ziegelwaren ausschließlich per LKW, wovon das Ziegelwerk vier eigene unterhielt.

Die Strecke der Kleinbahn wurde nur noch privat vom Kaliwerk Salzhemmendorf und der Sandgrube Dr. Bock in Duingen genutzt und der Betrieb von und nach Duingen schließlich im Jahre 2000 endgültig eingestellt


Spuren von historischen Produktionsstätten

Historischer Töpferofen

Zu finden: in unmittelbarer Nähe der Gaststätte „Siegfrieds Klause“, Landstraße 2

Coppengrave gehörte im Mittelalter mit den Nachbarorten Duingen und Hohenbüchen zu den Töpferhochburgen der Region. Grundlage für die Produktion von Töpferwaren in Coppengrave war die Tonvorkommen im Ort selbst. Viele in Coppengrave angesiedelte Töpfereien verkauften ihre Keramiken über Topfhändler über die Region hinaus bis nach   Skandinavien und England.

Doch obwohl 1885 die letzte Töpferwerkstatt ihre Arbeit eingestellt hatte, nutzte man die qualitativ guten Tonvorkommen vor Ort weiter. In der 1923 in Coppengrave gegründeten Tonindustrie Niedersachsen, die Mitte der 1930er Jahre wegen steigender Produktionsnachfrage weitere Tonabbaugebiete erwarb, stellten Generationen von Arbeitern Dachziegel, Klinker, Keramik und Blumentöpfe her.

Auch dieser in Coppengraves erfolgreiche Industriebetrieb ist seit 1886 geschlossen und gehört nun der Geschichte an. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Coppengraver einen endgültigen Strich unter die Geschichte der Töpferproduktion ihres Ortes ziehen. Vielmehr rekonstruierten und errichteten sie zur 600-Jahrfeier im Jahre 2000 einen 6,20m langen und 80 cm hohen Töpferofen nach mittelalterlichen Vorbildern und Coppengraver Funden und starteten so ein weltweit einmaliges archäologisches Langzeitprojekt. Unter fachkundiger Begleitung des Göttinger Universitätsprofessors Dr. Hans-Georg Stephan und dem Kunsttöpfer Johannes Klett-Drechsel aus Fredelsloh konnten schon bald wichtige Erkenntnisse über die Herstellung historischer Steinzeuggefäße und über den Bau, den Betrieb und die Stabilität mittelalterlicher Brennöfen, die auch in Coppengrave genutzt wurden, gewonnen werden.  

Das Gerüst des rekonstruierten Töpferofens bestand aus gebogenen Weidenruten. Dieses wurde von innen und außen mit Lehm bestrichen. Der Coppengraver Ofen besteht aus einem an einem Hang liegenden Tunnel, an dessen unterem Ende sich der Feuerraum befindet. In „einer davor liegenden Grube im Boden saßen die Töpfer und heizten den Ofen mit Buchenästen. Die Brennkammer ist vom Feuerungsraum durch fünf Säulen aus lehmverschmierten Töpfen getrennt...So können Flammen und Rauch während des Brandes durch den ganzen Ofen ziehen. Am oberen Ende des Ofens befindet sich eine Öffnung oder ein Schornstein, durch die die heiße Luft abzieht. Außerdem gibt es in der Kuppel des Ofens mehrere verschließbare Luftlöcher.  Ein- und Ausräumen kann man den Ofen durch eine große Öffnung an der Längsseite der Brennkammer, die während des Brandes vermauert ist. Um den Brennvorgang zu kontrollieren, wurde ein Guckloch freigelassen und lose mit einem Lehmziegel verschlossen“ (aus der Infotafel am Hist. Brennofen).

Heute weiß man, dass der Brand der Töpferwaren sich über mehrere Tage erstreckte. Über einen Zeitraum von etwa 14 Stunden musste die Temperatur kontinuierlich auf 1160-1200 °C gesteigert werden, wofür die Töpfer regelmäßig in Minutenabständen Holz nachlegten. Für den Brennvorgang musste diese Temperatur schließlich über 10 Stunden gehalten werden. Nach Beendigung des Brennvorganges durfte der Ofen erst nach drei Tagen Abkühlzeit geöffnet und die gebrannten Waren entnommen werden.

Der Coppengraver Töpferofen ist durch eine Holz-Glas-Konstruktion geschützt und kann jederzeit besichtigt werden. Hier sind u.a. auch kleine Miniaturpferdchen ausgestellt. Spielzeugpferdchen dieser Art wurden nicht nur hier in Coppengrave, sondern zwischen dem 12. und 15. Jh. in zahlreichen Töpferzentren in ganz Deutschland produziert.

Mehrere Schautafeln geben Auskunft über seine Funktionsweise und die Geschichte des Töpferhandwerks in der Region. Ein direkter Zugang zum Historischen Töpferofen ist allerdings nur über Führungen möglich. Führungen bietet Ingrid Wolfsberger, die Leiterin des Duinger Töpfermuseums an. Sie ist zu erreichen unter der Tel.Nr. 0170-7069219 und über kontakt@toepfermuseum-duingen.de.

Häuser mit Töpferschild

Zu finden: Auf dem Anger 6

Dass Coppengrave einst wichtiger Töpferort des Pottlandes war, kann man zumindest noch erahnen, wenn man mit Adleraugen durch das Dorf schlendert. Anders als im nahegelegenen Duingen kann man hier allerdings nur noch an zwei Häusern ein Töpferschild neben der Haustür erkennen – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass genau an dieser Stelle zur Blütezeit des Töpferhandwerks die Werkstatt und das Haus eines Töpfers und seiner Familie stand. Am Haus „Auf dem Anger“ 6 gleich links neben der Kirche kann man beispielsweise eines dieser Töpferschilder finden.

Ehemalige Ziegelei der „Tonindustrie Niedersachsen“

Zu finden: zwischen Coppengrave und Hohe Warte, Koppelweg/Ziegeleiweg

Die Tonindustrie Niedersachsen wurde am 6.März 1923 in Coppengrave gegründet. Vorsitzender der Gründungsgesellschaft war der Ziegeleifachmann Christian Spies aus Göttingen. Im Verlaufe von drei Jahren ließ das Unternehmen zunächst Fabrikgebäude und einen Zickzackofen bauen und konnte 1926 mit der Produktion beginnen. Infolge der Weltwirtschaftskrise kam es jedoch bald zu ernstzunehmenden wirtschaftlichen Problemen, die sich mit dem Eintritt des erfahrenen Ziegeleiunternehmers Georg Gott ab 1932 positiv veränderte. Durch neue Impulse von seiner Seite und die sich langsam verbessernde Konjunkturlage konnte die Ziegelei mit Spies und Gott an der Spitze bald weiter ausgebaut und modernisiert und weitere Tonabbaugebiete erworben werden. 

Während des 2. Weltkrieges erlebte das Unternehmen infolge von Arbeitskräfte -, Kohle- und Ersatzteilmangels einen Entwicklungsstillstand, der erst nach Kriegsende überwunden wurde. Wie viele Unternehmen Deutschlands profitierte auch die Tonindustrie Niedersachsen von der großen Nachfrage nach Dachziegeln für den Wiederaufbau des zerstörten Landes, konnte bald modernisieren und vergrößern. Eine ab 1954 in Coppengrave eingesetzte Dachziegelvollautomatik machte die Tonindustrie Niedersachsen zum fortschrittlichsten Dachziegelwerk für Hohlpfannen in der BRD. An diesem enormen Aufschwung des Unternehmens ließ Georg Gott die Mitarbeiter durch den Ausbau sozialer Einrichtungen und Sportstätten, eine zusätzliche Altersvorsorge und die Förderung des Eigenheimbaus in Coppengrave teilhaben.

Nach dem Tod von Georg Gott im Jahre 1962 trat sein Sohn Hans-Georg in seine Fußstapfen. Unter seiner Leitung erweiterte die Tonindustrie Niedersachsen ihr Produktangebot um die Herstellung von Verblendklinkern, ab 1968 stellte man in Coppengrave außerdem Fensterbänke und Heizkörperplatten her. Ab 1966 wurden die Waren über die Kleinbahn VDD (Volldagsen – Duingen – Delligsen) transportiert. Zu dieser Zeit verfügte Coppengrave auch über einen kleinen Bahnhof, über den die Bevölkerung mit der Kleinbahn die angeschlossenen Orte mit Haltepunkt erreichen konnte.

Nach dem frühen Tod von Hans-Georg Gott im selben Jahr übernahm der seit 1935 im Betrieb als Prokurist tätige Hugo Hallensleben die Firmenleitung. Lang andauernde Streitigkeiten um den Nachlass Gotts auf der einen Seite sowie Ansprüche der Erben des Firmengründers Spies führten über Monate fast zum Stillstand der Produktion in Coppengrave. Erst als Maria Gott im Jahre 1969 ausbezahlt wurde, kam die Entwicklung des Betriebes wieder in Gang.

Nach dem Ausscheiden von Hallensleben aus Altersgründen ging das Unternehmen und Leitung auf die Erben der Familien Spies und Gott. Durch erneute Modernisierungsmaßnahmen konnten Verblendklinker – und Ziegel-Produktion, so  u.a. die in Coppengrave häufig verbauten gelben Verblendklinker, weiterhin gesteigert werden. Darüber hinaus wurden weiße Klinker aus Westerwälder Ton hergestellt. Die Ölkrise der 1970er Jahre führte zur Umstellung der Befeuerung des Tunnelofens von Öl auf Steinkohle, um die Rentabilität des Ziegeleiwerkes weiterhin zu sichern. Der Vertrieb der Waren verlief über Werksangehörige Außendienstmitarbeiter und Vertriebsagenturen.

Vier Jahre nach dem 50-jährigen Firmenjubiläum schlossen sich die Tonindustrie Niedersachsen und das in finanzielle Schwierigkeiten geratene „Hilstonwerk“ in Hohe Warte zusammen und firmierten seit 1977 unter dem Namen „Vereinigte Ziegeleiwerke Coppengrave“. Fortan stellte nur das Hilstonwerk Klinker her, während die Produktion der Dachziegel in Coppengrave verblieb. Nur fünf Jahre später wurde die neue Firma insolvent. Trotz eines weiteren Versuchs einer Neugründung musste die gesamte Produktion in Coppengrave aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Am 17. September 1986 wurde die Konkursmasse in Siegfrieds Klause in Coppengrave versteigert.